Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine trieb die Energiepreise im vergangenen Jahr in ungeahnte Höhen: Im August 2022 war Gas an den Handelsmärkten im Einkauf rund zehnmal so teuer wie noch im Vorjahr – für Strom mussten Energieversorger etwa fünfmal mehr bezahlen. Discounter, die Energie nahezu ausschließlich kurzfristig kaufen, erhöhten ihre Preise massiv. Einige von ihnen gerieten gar in wirtschaftliche Nöte und setzten reihenweise Kunden vor die Tür.
Stadtwerke waren lange sehr günstig
Vom Preisschock verschont blieben vorerst alle, die bei einem Versorger Kunde waren, der Energie langfristig im Vorhinein einkauft. So auch die Kunden der Stadtwerke Bayreuth. Bis in den Herbst hinein haben sie sich im Vergleich zu den bundesweiten Durchschnittspreisen rund 700 Euro gespart.
Aber: Auch die Stadtwerke-Kunden erreichten die Preissteigerungen. Seit März dieses Jahres schlägt die Energiekrise voll auf die Preise des Unternehmens durch. „Zum Glück aber ist ein Ende der extrem hohen Preise absehbar, weil sich die Märkte seit Jahresbeginn beruhigt haben“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer. „Dass seitdem viele Kunden hoffen, wir können unsere Preise sofort senken, können wir nur zu gut verstehen.“ Allerdings seien dem Unternehmen die Hände gebunden. „Das ist die Kehrseite unserer langfristigen Einkaufsstrategie: Energie, die wir derzeit liefern, haben wir auch in der Hochpreisphase des vergangenen Jahres kaufen müssen. Und wir können sie nicht günstiger anbieten, als wir sie eingekauft haben. Aber schon bald können wir den Vorteil der gesunkenen Großhandelspreise an unsere Kunden weitergeben.“
Preise sinken zum Jahresende deutlich
Und Bayer wird konkret: Zum 1. Dezember dieses Jahres verbillige sich Gas im günstigsten Tarif MeinSparGas der Stadtwerke Bayreuth voraussichtlich um rund 45 Prozent. Der Strompreis des aktuell günstigsten Stadtwerke-Tarifs MeinSparStrom sinke zum 1. Januar aller Voraussicht nach um rund 20 Prozent. Nach den Preissenkungen liegen sämtliche Tarife der Stadtwerke Bayreuth wieder unter den staatlichen Preisgrenzen für Strom und Gas.
Dass die Stadtwerke noch keine konkreten Preise nennen können, liege an mehreren Faktoren. „Beim Gas ist der Markt, vor allem beim kurzfristigen Handel, nach wie vor nervös“, erklärt Jürgen Bayer. „Erst vor zwei Wochen ist der Gaspreis nach oben geschnellt, weil seitdem in Australien – seines Zeichens größter Exporteur für verflüssigtes Erdgas (LNG) im asiatischen Raum – ein Arbeitsstreik an deren größten LNG-Anlagen im Raum steht“, erklärt Jürgen Bayer. „Diese Preisschwankungen wirken sich auf unsere Kalkulation aus, weil wir auch als langfristig einkaufendes Unternehmen kleine Tranchen kurzfristig beschaffen müssen.“ Bei der Berechnung des Strompreises gebe es ebenfalls noch Unsicherheiten – vor allem was Netzentgelte sowie staatliche Umlagen und Abgaben anbelangt. „Diese stehen erst Ende Oktober fest, weswegen wir erst dann genau rechnen können“, sagt Jürgen Bayer. „Fakt ist aber schon heute, wir werden die Preise zum 1. Dezember beziehungsweise zum 1. Januar für unsere Kunden senken – und zwar deutlich.“
Stadtwerke-Chef dankt Kunden für deren Treue
Die Treue der Kunden nehme er indes nicht als selbstverständlich. „Das Leben ist im Allgemeinen deutlich teurer geworden und einige müssen jeden Euro zweimal umdrehen. Umso mehr schätzen wir die Treue unserer Kunden. Viele haben vermutlich im Hinterkopf behalten, dass wir im vergangenen Jahr lange Zeit die günstigsten am Markt waren, und dass sie sich dadurch viel Geld gespart haben. Einige neue Kunden dürften sich auch daran erinnern, dass wir für sie da waren, als sie von ihrem Energie-Discounter gekündigt wurden. Im Gegensatz zu diesen Unternehmen waren wir immer ein fairer Partner und freuen uns, dass wir unsere Preise bald deutlich senken können.“ Und er versichert: „Sollte die Entwicklung an den Handelsmärkten es möglich machen, werden wir unsere Preise weiter senken.“