Es klingelt. Vor der Tür steht ein freundlicher Mann mit Stadtwerke-Logo auf der Brust. Er müsse nur kurz die Zählerstände ablesen und hätte da noch ein günstiges Strom- und Gasangebot dabei. So oder so ähnlich hat sich diese Szene vermutlich häufiger in den vergangenen Wochen in Bayreuth abgespielt. Das Problem dabei: Der Mann war kein Mitarbeiter der Stadtwerke Bayreuth. Und meist kommt es gar nicht darauf an, ob man tatsächlich seine Unterschrift unter einen neuen Energieliefervertrag gesetzt hat.
Zählernummern sind das Ziel
Michael Schuhmann, Vertriebsleiter der Stadtwerke Bayreuth, kennt die Masche. „Bundesweit agierende Energieanbieter, in den uns bekannten Fällen war es zuletzt Eprimo, greifen immer wieder auf Dienstleister zurück, die mithilfe von Haustürgeschäften Kunden in einem bestimmten Gebiet akquirieren sollen.“ Laut Schuhmann nutzen die Drückerkolonnen zwei Dinge aus: „Zum einen versuchen sie, mit unserem guten Ruf das Vertrauen der Kunden zu erschleichen, und zum anderen wollen sie an die Zählernummern der Leute kommen. Haben sie diese Daten, können sie damit einen Lieferantenwechsel anstoßen – unabhängig davon, ob man etwas unterzeichnet hat.“
Stadtwerke tätigen keine Haustürgeschäfte
Rund zehn Fälle aus den vergangenen Wochen sind den Stadtwerken Bayreuth bekannt. „Das sind aber nur jene Kundinnen und Kunden, die misstrauisch geworden sind und uns angerufen haben“, sagt Schuhmann. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, vermutet der Experte. Er rate allen dazu, misstrauisch zu sein und keine Daten preiszugeben. Die Stadtwerke Bayreuth würden grundsätzlich keine Haustürgeschäfte tätigen.
Nutzen Sie die Widerrufsfrist
Doch selbst, wenn es bereits zu spät scheint und einige Zeit nach dem Besuch die Vertragsbestätigung des neuen Energieanbieters im Briefkasten liegt, kann man noch etwas tun. „Auch für Haustürgeschäfte gilt die 14-tägige Widerrufsfrist, innerhalb derer Sie vom Vertrag zurücktreten können, ohne Gründe angeben zu müssen“, betont Michael Schuhmann. Er empfiehlt, den Widerruf als Einschreiben mit Rückschein zu schicken. Die Stadtwerke Bayreuth unterstützen ihre Kunden gerne dabei (0921 600-549).
„Melden Sie sich bitte in jedem Fall bei uns, wenn Ihnen etwas seltsam vorkommt. Setzt ein Mitbewerber auf derart fragwürdige Vertriebsmethoden, wehren wir uns auch juristisch und brauchen vor Gericht die Aussage unserer Kunden, um den schwarzen Schafen des Energiemarktes das Handwerk zu legen", sagt Michael Schuhmann.
So es die betroffenen Kunden wünschen, kontaktieren die Stadtwerke bei einem ungewollten Lieferantenwechsel den neuen Energieanbieter und machen ihn auf das rechtlich fragwürdige Verhalten ihres Vertriebsmitarbeiters aufmerksam. „So lässt sich in manchen Fällen der Wechsel noch rückgängig machen, selbst wenn die gesetzliche Widerrufsfrist bereits verstrichen ist“, erklärt Michael Schuhmann.