In den vergangenen Wochen haben die Mitarbeiter der Stadtwerke Bayreuth viel in ihren Stadtbussen getüftelt. Dabei drehte sich alles um das schwarze Gerät direkt neben dem Fahrerplatz. Was bei den Stadtwerken meistens „Fahrscheindrucker“ genannt wird, könne noch viel mehr als nur Tickets auszudrucken, erklärt Projektleiter Markus Schilling. „Kurz gesagt ist das unser Bordrechner, der dafür sorgt, dass unsere Busse so fahren, wie sie fahren sollen – sie sind quasi das Gehirn unserer Busse. Und genau diese Geräte haben wir gemeinsam mit der notwendigen Software, dem sogenannten rechnergestützten Betriebsleitsystem, in den vergangenen Monaten erneuert.“
Neben dem Fahrscheindruck sorgt das Gerät dafür, dass die Fahrgäste in und um den Bus informiert sind. „Wir steuern damit unsere Zielanzeige vorne auf dem Bus, außerdem werden damit die Monitore im Fahrzeug angesteuert und auch die Haltestellenansagen laufen über das System.“ Außerdem kommuniziere der Bordrechner mit vielen Ampeln im Stadtgebiet, damit der ÖPNV in der Stadt schneller vorankommt.
Stadtwerke investieren 600.000 Euro
„Unser Problem war, dass die alten Bordrechner einfach nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik waren“, sagt Schilling, weswegen man sich für einen Austausch entschieden habe. Der lief in den vergangenen Monaten. „Im Frühjahr haben wir die Software konfiguriert, ab April alle Fahrerinnen und Fahrer geschult und ab Juli die Geräte in den knapp 60 Bussen installiert, die im Bayreuther Stadt-Linienverkehr im Einsatz sind.“ 600.000 Euro haben die Stadtwerke Bayreuth investiert – seit kurzem müssen sich die neuen Bordrechner im Echtbetrieb beweisen.
Die Vorteile der neuen Technik spüren auch die über sechs Millionen Fahrgäste, die die Stadtwerke Bayreuth jedes Jahr mit ihren Bussen ans Ziel bringen. „Wir können jetzt mit Echtzeitdaten arbeiten, die beispielsweise in der VGN Online-Fahrplanauskunft und der VGN-App angezeigt werden“, sagt Markus Schilling. Der Fahrgast könne so jederzeit verfolgen, ob sein Bus pünktlich kommt. Im Bus selbst seien die Stadtwerke künftig deutlich flexibler, was die Anzeige des Linienverlaufs und die Haltestellendurchsagen anbelangt. „Bei größeren Umleitungen können wir jetzt den veränderten Linienverlauf korrekt ausgeben, das wäre früher ein zu großer Aufwand gewesen. Bei der Fahrgastinformation machen wir einen großen Schritt nach vorn.“
Mehr Infos für Fahrer
Auch für die Fahrerinnen und Fahrer des Bayreuther Stadtbusverkehrs wird einiges leichter. Auf einem Bildschirm können sie immer sehen, welche Haltestelle die nächste ist. Wichtig, besonders dann, wenn es Änderungen wegen Baustellen gibt. „Hier müssen wir oft in unseren Fahrplan eingreifen und Ersatzhaltestellen definieren“, sagt Schilling. „Für unsere Fahrer bedeutet das: Sie müssen auch bei Umleitungen genau wissen, wo sie fahren und wo sie halten müssen.“ Infos, die sie bislang nur via Mail und Aushang bekommen haben. Jetzt können sie auf dem Bordrechner wie bei einem Navi im Auto sehen, wo eine Umleitung verläuft. „Das wird uns dabei helfen, weniger Fehler zu machen und die Qualität unseres ÖPNVs weiter zu verbessern.“
Funktionen wie diese seien ein Pfund auf einem immer schwieriger werdenden Arbeitsmarkt: „Es ist heutzutage kein Selbstläufer mehr, gute Fahrerinnen und Fahrer zu gewinnen“, sagt Michael Steinmetz, Leiter des Verkehrsbetriebs bei den Stadtwerken Bayreuth. „Umso wichtiger ist, dass anfangs geringere Sprach- und Ortskenntnisse, für uns kein Hinderungsgrund sind, gute Leute einzustellen.“ So müssten die Busfahrer dank des neuen Bordrechners nur noch sehr wenige Durchsagen selbst erledigen, erklärt Steinmetz. Auch der Betriebsfunk gehört der Vergangenheit an. „Die Fahrer bekommen aus unserer Zentrale Textnachrichten, mit denen man leichter umgehen kann, wenn man die Sprache gerade erst lernt. Das baut Hemmnisse ab und wir können die Fahrer zügig einsetzen.“
“Quantensprung für Stadtbusverkehr”
Insgesamt spricht Steinmetz von einem „Quantensprung“ für den Bayreuther Stadtbusverkehr: „Wir sind mit den neuen Bordrechnern endlich wieder auf dem aktuellen Stand der Technik und können nach einigen Wochen im Echtbetrieb sagen, dass es nur kleinere Probleme gibt, die wir nach und nach aus der Welt schaffen.“ Er hoffe, dass die Fahrgäste das Plus an Qualität bemerken und häufiger den Bus nehmen. „Unser ÖPNV entlastet den Bayreuther Verkehr, er ist gut fürs Klima – künftig mit Wasserstoff sogar gänzlich klimaneutral – und er macht auch jene mobil, die sich kein eigenes Auto leisten können. Daher ist es wichtig, unseren Stadtbusverkehr zu stärken.“